KOMPOSITIONEN (Werksvezeichnis)

Karl Friedrich Fittig * 07. April 1833 in Grenzach (Baden) - + 26. Okt. 1899 in Dresden

 

Carl Fittig – seit mehr als 10 Jahren beschäftigt mich dieser Name – hauptsächlich deshalb, weil er immer wieder auf Plattenlabeln als Komponist von Tirolerliedern auftaucht. Ich habe schon gelernt, daß Abwarten und Augen und Ohren offen halten oft die besten Optionen sind um an Informationen zu kommen - auch hier war es wieder so – hat halt eine Zeit gedauert. Jetzt sind doch einige „Puzzleteile“ zusammengekommen, sodaß ich eine kleine Biografie Carl Fittig’s präsentieren kann. Ich beginne mit 3 Tirolerlied-Beispiele, die aus der Feder Fittig’s stammen. Ein Großteil seiner Kompositionen ist Personen oder Vereinen gewidmet – so z. B. „Der Alpensohn“  - der Innsbrucker Liedertafel – oder der „Gruß an’s Oberinnthal“ – dem Männergesangsverein Liederkranz Telfs. Beim „Diandl tiaf drunt im Thal“ war ich lange unsicher! Auf der Platte von 1933 wird „Fittg“ als Komponist dieses Tiroler-Jodlerliedes genannt, allgemein kannte ich das aber bisher als Kärntnerlied von Johann Herbeck (solche Sachen machen mich dann neugierig!).  Johann Herbeck war kein Kärntner, genausowenig wie Carl Fittig ein Tiroler war! Trotzdem verdanken wir Fittig einige der schönsten Tirolerlieder überhaupt (Johann Herbeck war ein Wiener Dirigent und Komponist, die einzige Verbindung zu Kärnten die ich fand, war eine Ehrenmitgliedschaft beim Klagenfurter Männergesangsverein – und eine Bearbeitung des „Dandl tiaf drunt im Tal“!). Oben links findet Ihr unter "Kompositionen" eine Liste, dort wird das "Diandl ..." unter der Nr. Op. 15 von Carl Fittig geführt!).

Portrait rechts von 1891 - zur Verf. gest. vom "Männergesangsverein Liederkranz Telfs" - Danke!

 

D

Aber zurück zu Carl Fittig - geboren am 07. April 1833 in Grenzach (Baden) – heute Grenzach-Wyhlen - Baden Württemberg (Quelle unten!) – gestorben am 26. Okt. 1899 in Dresden, wo er als Zitherlehrer und 2ter Chormeister des dortigen Männergesangsvereines tätig war .  Sein Vater - Johann Friedrich Fittig war Schneidermeister in Grenzach, seine Mutter - Anna Margaretha Monhart war Hausangestellte in Basel – er hatte vier Geschwister, Carolina Margaretha, Wilhelmina Luisa, Barbara Philippina, Maria Katharina. Wie, wann und wo Fittig das Zitherspielen erlernte, kann ich nur vermuten. Vielleicht auf seinem Weg nach Tirol. Mittenwald - beispielsweise war damals eine „Zither-Hochburg“?! Wahrscheinlich ist jedenfalls, daß Fittig sich in jungen Jahren einer der Zillertaler Nationalsängergesellschaften angeschlossen hat - vielleicht kommt auch daher die allgemeine Annahme, er würde aus dem Zillertal stammen! Es gibt auch ein Foto von Ihm gemeinsam mit Samuel Margreiter (über den ich praktisch nichts herausfand) in Martin Reiter’s „Die Zillertaler Nationalsänger im 19. Jahrhundert“. Allerdings war auch das Tiroler Oberinntal Mitte des 19. Jahrhunderts ein Zentrum von Tiroler Nationalsängergesellschaften  - z. B. die des Natursängers Peter Meister aus Stams , oder die Zirler/Telfer Sängergemeinschaften „Walder", "Nairz"- und später auch Schöpfer“! Zu dieser Zeit fand ich dort aber noch keine Verbindung zu Carl Fittig!

 

1861/62 taucht er in Graz auf, wo er sich bereits  (28/29-jährig) als Zithermeister große Verdienste erwarb. (li. - 1861 re. -1862 Grazer Tagespost)

 

Ich denke noch im selben Jahr reiste er nach England und blieb 12 Jahre – bis 1875 dort. In England (York) heiratete er am 10. März 1863 Therese Marion Gostinsky Glatz (im Landesarchiv Baden Württemberg gibt es einen Eintrag, nachdem die Ehefrau Carl Fittig’s 1875 in die Irrenanstalt Illenau eingeliefert wurde??). Ich habe ein interessantes Foto - nebst Text in London auf der wirklich tollen Webseite von Mr. Paul Frecker – „The Library of Nineteenth-Century Photography“  gefunden – die Sachen hänge ich (mit Erlaubnis von Mr. Frecker) unten an.

Eine Carte-de-visite mit zwei Männern mit Zithern. Das Porträt wurde in der Londoner Niederlassung von Disdéris Geschäft aufgenommen, die Backplate mit der Adresse des Studios in der 4 Brook Street, London.
Die letzte Anzeige, die Disdéri 1867 in der Times platzierte, erschien am 8. Juli, als die Adresse des Studios mit 70, 71 und 72, Brook Street, angegeben wurde. Im April des folgenden Jahres war das Studio auf Platz 4 umgezogen. Daher datiert die Adresse – 4, Brook Street – das Porträt frühestens auf den Frühling 1867.
Tatsächlich kann das Datum genauer bestimmt werden. Eine Anzeige in den Classified Columns der Times vom 2. April 1868 gab bekannt, dass Disdéris Londoner Studio für die Saison geöffnet sei. Einige Wochen später, am 27. Mai 1868, gab dieselbe Zeitschrift bekannt, dass Disdéri am 25. Mai beim Lordkanzler die Auflösung seiner Kompanie beantragt hatte und dass die Petition am 5. Juni vom Vizekanzler angehört werden würde.
Das Porträt entstand daher irgendwann zwischen April 1867 und Juni 1868.
Der einzige Zitherspieler, der in den Kleinanzeigen der Times um diese Zeit erwähnt wird, ist ein Professor Fettig oder Herr Fittich. In einer Anzeige vom 5. November 1867 wurde der Öffentlichkeit mitgeteilt, dass "Professor Fittig, der die Ehre hatte, vor Ihren Königlichen Hoheiten, dem Prinzen und der Prinzessin von Wales, im Marlborough House aufzutreten, vom Kontinent zurückgekehrt ist. Er gibt Unterricht an der Zither und ist offen für Engagements, um vor ausgewähltem Publikum zu spielen. Adresse: 93, Warwick Street, Belgrave Road." Im folgenden Jahr, bei einem Konzert am 26. Juni 1868 in den Hanover Square Rooms, war einer der vorgestellten Instrumentalisten Herr Fittich [sic] an der Zither.
Zu diesem Zeitpunkt war er seit mehreren Jahren in England, denn am 10. März 1863 hatte er in Holy Trinity in Hull Therese Marion Gostinsky Glatz, Tochter von Jospeh Gostinsky, geheiratet.
Die Volkszählung von 1871 zeigt, dass Carl Fittig, "Professor für Musik", als Untermieter in der 10 Gillingham Street [an der Belgrave Road] lebte. Er gab "Deutschland" als Geburtsort an, und zum Zeitpunkt der Volkszählung war er 38 Jahre alt, also wurde er in oder um 1833 geboren. Von seiner Frau ist bei der Volkszählung nichts zu sehen.
Mir wurde zuverlässig mitgeteilt, dass der stehende Mann in diesem Porträt Carl Fittig ist. Problematischer ist die Identität des sitzenden Mannes. In einer am 1. August 1867 in the Musical Times abgedruckten Rezension heißt es jedoch: "Die Matinée, die Herr Carl Fittig am 6. Ult in den Beethovenzimmern gab, war für alle interessant, die das Können des Konzertgebers auf seinem Instrument, der Zither, schätzen können, denn er spielte zwei Soli seiner eigenen Komposition und ein Duett mit seinem Schüler, Herr Sommer, und zwar sowohl, um dem Publikum den lautesten Applaus zu entlocken. Er wurde von mehreren bekannten Sängern und von Signor Risegari, einem jungen Geigenspieler, unterstützt, der in seiner Solo-Performance einen guten Ton und sehr faire Exekutivbefugnisse zeigte. Die Dirigenten waren Herr Lehmeyer und Herr Sidney Naylor." Text (und Recherche) © Paul Frecker

Auch in England komponierte Fittig fleißig weiter (haupts. Zitherstücke) und 1875 zog er nach Dresden, um dort bis an sein Lebensende als Zitherlehrer und 2ter Chormeister des Dresdener Männergesangsvereines tätig zu sein. Am 26. Oktober 1899 verstarb Carl Fittig in Dresden an einem "Herzschlage"!

 

Seinem geliebten Tiroler Oberinntal blieb er aber sein ganzes Leben lang treu! Jeden Sommer verbrachte er seinen Urlaub in Telfs und Zirl. Wo, wie und wann er Jakob Schöpfer (mit dem ihn eine lange und tiefe Freundschaft verband) kennengelernt hat, weiß ich nicht! Schöpfer war als Tiroler Natur- und Nationalsänger mit seiner Gruppe in der „Englandzeit“ Fittig’s in Amerika und Rußland auf Tournee. Ursprünglich stammte er aus dem Pustertal - 1886 erwarb er aber den Gasthof „Zur Brücke“ in Telfs. Dort – im Stüberl der „Brücke“ komponierte Fittig 1887 auch das Lied „Gruß ans Oberinntal“ für den „Männergesangsverein Liederkranz Telfs“! Jakob Schöpfer gehörte neben Peter Meister aus Stams und Ludwig Rainer aus dem Zillertal zu den bekanntesten Nationalsängern Tirols (-über die drei werde ich noch einen eigenen Eintrag anlegen)!

- rechts - "Bozner Nachrichten" vom 03. November 1899

Das Bild unten dürfte eine der letzten Abbildungen Carl Fittig’s sein (entnommen Franz Fiedlers „Illustriertem Lexikon der deutschen Zitherschaft“)

 

 

Weiter unten findet Ihr noch ein paar Scan's zu Carl Fittig (vielleicht erweitere ich das noch beizeiten)!?

Mit dem "Anklicken" des Platten-Labels könnt Ihr Euch das jeweilige Musikstück anhören! (- nicht bei allen!)

Bitte nicht vergessen – ganz oben links unter „Kompositionen“ - findet Ihr meine (nicht vollständige) Aufstellung der Fittig-Kompositionen! Ich freue mich natürlich über jede Ergänzung!